Alternativ wohnen: Es geht auch ganz anders
Das Bild von Familie hat sich gewandelt. Die Kleinfamilie, in der Vater, Mutter und durchschnittlich zwei Kinder dauerhaft in einem Haus zusammenleben, die Kinderzimmer auch nach dem Auszug der Kleinen für Besuche weiterhin zur Verfügung stehen und alte Spielsachen auf dem Dachboden aufbewahrt werden, wird immer mehr zu einer Ausnahme. Es gibt immer mehr Vielfalt und unterschiedliche Lebensgemeinschaften. Alleinlebende, Alleinerziehende, Ältere, niemand möchte gern seine Zeit einsam und isoliert verbringen. Aus diesem Grund sind gemeinschaftliche Wohnprojekte eine gern gewählte Alternative. Es wird Zeit, öfter über diese noch wenig bekannten Gemeinschaften zu sprechen!
Alternativ wohnen: auch für die Wissenschaft interessant
Dass sich die Lebenswelten von Familien verändern, ist auch für Forschende interessant. Deshalb haben sich Mitarbeiter der Hochschule Karlsruhe und des Deutschen Jugendinstituts (DJI) eingehend mit dem Thema alternativ Wohnen beschäftigt. Ihre Motivation: herauszufinden, ob alternativ Wohnen dazu geeignet ist, Familien zu entlasten.
Tatsache ist, dass bezahlbarer Wohnraum immer knapper wird und gleichzeitig die Ansprüche steigen. So hat die Pandemie dazu geführt, dass Familien deutlich mehr Platz für Homeoffice- und Homeschooling benötigt haben. Oft hat sie das an ihre Grenzen gebracht, denn wenn die vier Wände nicht ausreichend Patz für alle bieten und daheim gelernt und gearbeitet werden muss, wird das zu einer immensen Belastung.
Einen vielversprechenden Lösungsansatz bieten gemeinschaftliche Wohnprojekte, von denen es Schätzungen zufolge bundesweit aktuell rund 3.000 gibt. Sie wurden nun wissenschaftlich untersucht.
Was sind die Vorteile vom gemeinschaftlichen Wohnen?
Anstatt dass jeder allein für sich lebt und sich um alles kümmern muss, entsteht beim generationenübergreifenden Wohnen ein nützlicher Netzwerkeffekt, der sich auf alle positiv auswirkt. Ältere Menschen unterstützen die Familien. Die einen fühlen sich gebraucht und die anderen werden entlastet. So gewinnen alle. 60 Prozent der Befragten mit Kindern im Haushalt sind der Ansicht, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch das Wohnprojekt erleichtert wird. Nicht zu vergessen auch die Tatsache, dass sich die zwischenmenschlichen Beziehungen vervielfältigen, was gerade für die jüngeren Bewohner sehr positiv ist.
Mehr als zwei Drittel der Wohnprojekte mit Mietwohnungen sind als gemeinschaftliches Eigentum organisiert. Momentan übersteigt die Nachfrage nach solchen Wohnformen das Angebot, sodass die Rahmenbedingungen für Wohnprojekte verbessert werden sollen. Auch hiermit beschäftigen sich die Forscher.
(Foto: © Rudy und Peter Skitterians, Pixabay)