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Finanzierung: Bauzinsen könnten weiter steigen

Wie eng alles mit allem zusammenhängt, zeigen einmal mehr die erschütternden Ereignisse in der Ukraine. Gas-, Öl und Rohstoffpreise, Materialkosten, Inflationsrate und Zinsen beeinflussen sich gegenseitig. Führende Finanzexperten erwarten steigende Bauzinsen.

Die Hauptaufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB) ist die Sicherung der Preisniveaustabilität in der Eurozone. Als Hüterin der Währung ist die EZB zusammen mit den Zentralbanken der europäischen Staaten die Refinanzierungsquelle der Kreditinstitute. Sie bestimmt die Geldpolitik für das Euro-Währungsgebiet.

Die Entscheidungen der EZB haben direkten Einfluss auf die Baufinanzierung. Wegen der aktuellen Rahmenbedingungen strafft die Europäische Zentralbank derzeit ihre Geldpolitik. Dabei befindet sich die Zinsentwicklung in einem Spannungsfeld zwischen hohem Inflationsdruck einerseits und gedämpften wirtschaftlichen Aussichten andererseits.

Zinswende zeichnet sich ab

Die EZB-Chefin Christine Lagarde erwartet für 2022 eine Inflationsrate von 5,1 Prozent und für 2023 von 2,1 Prozent. Eine schnellere Reduzierung der Anleihekäufe als geplant soll dem entgegenwirken. Ein erster Zinsschritt wird frühestens Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres erwartet. Ein massives Gegensteuern wie in den USA zeichnet sich derzeit nicht ab. Wegen der großen Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg behält sich die EZB-Chefin maximale Flexibilität vor. Der Spielraum für mögliche Zinserhöhungen ist überdies begrenzt, weil davon auch die am stärksten verschuldeten Euro-Länder betroffen wären. Die Notenbank will sich offensichtlich Zeit nehmen für die Zinswende.

Das gilt jetzt für Baufinanzierungen

Verbraucher, die eine Immobilienfinanzierung planen, müssen mit schwankenden Kursen rechnen. Langfristig gehen Experten von steigenden Zinsen aus. Für Anschlussfinanzierungen und Umschuldungen ist der Zeitpunkt jetzt noch günstig. Die Erwartung einer Zinswende in Europa wird bei Immobilientransaktionen nach und nach eingepreist werden.

(Foto: © Alexander Stein, Pixabay)

Mit Beginn des neuen Jahres kam Bewegung in die Kapitalmärkte: Viele Kreditinstitute haben die Zinsen für Baufinanzierungen angehoben. Die Entwicklung der Inflationsrate wirkt zinstreibend und weckt besonders in Deutschland uralte Erinnerungen. Fachleute rechnen nicht damit, dass die Zinsen für Immobilienfinanzierung wieder auf das Allzeittief des Jahres 2020 zurückgehen werden.

Im Gegenteil, die Zinsen könnten weiter steigen. Dafür sprechen verschiedene Gründe: Die 10-jährige Bundesanleihe, die über zweieinhalb Jahre negativ verzinst war, könnte im laufenden Jahr wieder positiv vergütet werden, was die Bauzinsen direkt beeinflussen würde. Das wäre zwar gesund für das Wirtschaftssystem, aber preissteigernd für Immobilienfinanzierungen. Wenn außerdem die Inflationsraten nicht deutlich zurückgehen, obwohl die Sondereffekte durch die Pandemie abnehmen, steigt der Druck auf die Europäische Zentralbank EZB, ihre Geldpolitik zu überprüfen. Eine restriktivere Geldpolitik würde die Baufinanzierungszinsen ebenfalls steigen lassen. Zudem hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) gerade angekündigt, die Anforderungen an die Banken in Bezug auf ihre Kapitalpuffer bei Baufinanzierungen zu erhöhen.

Bei weiter steigenden Immobilienpreisen und höheren Zinsen für die Finanzierung werden viele Käuferinnen und Käufer in der nächsten Zeit an ihre Belastungsgrenze kommen. Mit drastisch steigenden Zinsen rechnet die Finanzbranche allerdings nicht. Immobilieninteressent:innen sollten jetzt zwar nichts übereilen, ihre Entscheidung aber auch nicht unnötig aufschieben, wenn sie ein geeignetes Objekt gefunden haben.

Damit die monatliche Finanzierungsrate bezahlbar bleibt, versuchen Darlehensnehmer schon jetzt mit einer geringeren Tilgung gegenzusteuern, erhöhen damit aber die Dauer, in der sie das Darlehen zurückzahlen. Für Immobilienverkäuferinnen und -verkäufer gilt: Die Immobilienpreise werden voraussichtlich nicht mehr ganz so schnell steigen wie bisher.

Bauzinsen

Immobilien sind in den letzten Jahren deutlich teurer geworden, dafür sind die Zinsen niedrig. Ist das Bauen oder Kaufen nun teurer geworden, oder nicht?

Experten wie die Dr. Klein Privatkunden AG behalten die Bauzinsen im Blick und erstellen entsprechende Auswertungen. Aktuelle lässt sich Folgendes feststellen:

Es werden höhere Darlehen für die Finanzierung von Kauf oder Hausbau aufgenommen. Vor zehn Jahren waren es nicht durchschnittlich 145.000 Euro, die geliehen wurden, vor fünf Jahren bereits 193.000 Euro. Momentan liegt die durchschnittliche Kreditsumme bei Kauf und Bau bei über 300.000 Euro. Das spiegelt die Ereignisse am Markt wider.

Wie hat sich die Standardrate entwickelt?

Mit einem Rückgang der Kaufpreise ist im Moment nicht zu rechnen. Auch eine Erhöhung der Zinsen, die mit dem Leitzins zusammenhängen, ist aktuell nicht in Sicht. 

Doch wie wirkt sich das auf die Höhe der Raten aus, die Darlehensnehmer zu zahlen haben?

Dr. Klein errechnet regelmäßig die sogenannte Standardrate, mit der sich auf lange Sicht Vergleiche anstellen lassen. Dabei werden eine Darlehenshöhe von 150.000 Euro, zwei Prozent Tilgung, 80 Prozent Beleihungsauslauf und zehn Jahre Zinsbindung zugrundegelegt. Es ergeben sich interessante Ergebnisse, wenn auf diese Weise verglichen wird:

Anfang 2021 ergab sich bei dieser Berechnung eine Rate von 368 Euro, im April waren es 394 Euro. Zum Vergleich: Im April 2011 betrug die Höhe der Standardrate 803 Euro, 2015 waren es 454 Euro. Damit sind Baufinanzierungen relativ günstiger geworden, absolut gesehen zahlen viele Bauherren und Käufer jedoch gleich viel oder mehr, da neben der sinkenden Höhe der Bauzinsen die Kaufpreise selbst angestiegen sind.

Wie werden sich Kaufpreise und Bauzinsen entwickeln?

Momentan sichern sich Hypothekennehmer ihre günstigen Zinsen auf einen recht langen Zeitraum von 13 Jahren. Das macht die Festlegung zwar teurer, doch man kann leichter planen und ist flexibler. Nach zehn Jahren kann das Darlehen gekündigt und umgeschuldet werden. Eventuell findet man dann noch günstigere Bauzinsen. 

In den letzten Wochen sind Baufinanzierungen etwas teurer geworden. Die Inflation ist angestiegen, Zinserhöhungen und höhere Bauzinsen könnten die Folge sein. So lange die EZB jedoch keine diesbezüglichen Pläne verlauten lässt, ist die Lage entspannt.

(Foto: © Qube‘s Pictures, Pixabay)